32. Bad Camberger Festspiele 2023
Zeus & Consorten
Autor: Ingo Sax
Genre: Ein historischer Spaß
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
Es ist eine Satire. Ein urkomisches Stück. Ein Stück, dass viel von der Komik-Art, sagen wir mal, Monty Pythons hat und einem „Leben des Brian“ vielleicht näher steht als die erhabene Kulisse des antiken Athen erwarten ließe. Und ein Stück das mit folgender Fragestellung weit über dem Himmel besagter Stadt beginnt: Was machen die Götter, wenn sie die Welt erschaffen haben, alle Pflanzen, Tiere, Menschen und was sonst noch so dazugehört? - Antwort: Sie langweilen sich. Denn eigentlich sind sie arbeitslos und das ist ziemlich hart, wenn man unsterblich ist. Den Göttern des alten Griechenlands fällt auf dem Olymp die Decke auf den Kopf, es gibt nur noch Zank, Streit und Eifersucht, also muss ein bisschen Abwechslung her und man beschließt, einen Betriebsausflug nach Athen zu machen.
Das wiederum lässt sich zunächst recht vergnüglich an, man gibt sich als Touristen aus und wird nicht weiter beachtet. Doch der Bildhauer Pygmalion hat eine Statue gemeißelt, in die er sich heillos verliebt, der kleine Fetischist, er fleht in den Himmel hinein Hera an, sie lebendig werden zu lassen und aus einer Laune heraus lässt die, tatsächlich neben ihm stehende, Göttin das Wunder geschehen. Leider ist diese neue Frau alles andere als das, was sich der Herr Bildhauer und auch die Athener Politik gewünscht haben. Dazu muss man noch gesagt sein: gleichzeitig gibt es fast keine Männer in Athen, alle sind mal wieder im Krieg, um Heldenruhm zu erwerben, was halt der alte Grieche so den lieben langen Tag zu tun pflegte, und die Arbeit liegt bei den Frauen, die aber sonst nicht viel zu sagen haben.
Die animierte Statue nennt sich selbst Lysistrata und zettelt erstmal eine gehörige Frauenrevolte an, gegen die selbst der gerissene Politiker Perikles kein Mittel weiß. Wir sehen am Personal: ein buntes Potpourri von illustren und irgendwie schon mal gehörten Namen, deren Zusammenspiel jedem Geschichtslehrer den Angstschweiß auf die Stirne treibt.
Zeus, der munter mit einer jungen Athenerin, nennen wir es mal, anbandelt, kriegt auch eins auf die Mütze und wie üblich Krach mit Hera. Eros ist sauer, es gibt nichts, worauf er schießen kann. Ares ist am falschen Ort, der Krieg wird woanders geführt. Und als Zeus wegen Beamtenbeleidigung auch noch verhaftet werden soll, ist das Chaos perfekt.
Es ist ein Stück, das in alter Zeit spielt, aber durchsetzt ist mit Anspielungen und dem Wahnsinn unserer Gegenwart, und aufzeigt, dass sich in 2400 Jahren so viel auch nicht geändert hat. Sarkastisch, ironisch, überdreht, sehr im Stile der englischen Komikertruppe Monty Python, mit schwarzem Humor und einen Lacher nach dem anderen provozierend - das Publikum im Amthof hatte in jedem Fall bei angenehm warmen Sommerwetter seinen Spaß und viel Freude an unserer Inszenierung von "Zeus & Consorten".
31. Bad Camberger Festspiele 2022
Der Wachsblumenstrauß
Autor: Agatha Christie
Bearbeitung: Christine Neumann
Genre: Ein englischer Krimiklassiker (Ur-Aufführung)
Regie: Stephan Krause
Inhalt
Der Verein Bad Camberger Festspiele brachte nach der Idee von Agatha Christies „Der Wachsblumenstrauß“ diese Miss Marple-Geschichte weltweit erstmals als Theaterstück auf die Bühne im historischen Amthof.
Zwei Jahre musste es wegen der Corona-Pandemie still im Amthof bleiben, dabei war der Verein doch schon in den Startlöchern für eine Welt-Uraufführung, welche die Bad Camberger begeistern soll: Die Theater-Fassung von „Der Wachsblumenstrauß“, eine Miss Marple Geschichte nach Agatha Christie.
Christine Neumann, Vereins- und Vorstandsmitglied hat den Film-Klassiker bühnenreif umgeschrieben; Stephan Krause, Vorstandsvorsitzender des Vereins, hat die Regie übernommen und zwölf motivierte Darsteller gefunden, die fleißig probten, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer im Amthof endlich wieder einen rundum glücklichen Theaterabend erleben durften. Dass der Verein nun die Handlung des Wachsblumenstrauß erstmals überhaupt auf die Theaterbühne bringen kann, war fast schon eine bühnenreife Krimi-Geschichte an sich; denn um die Rechte zu ergattern, den bekannten Film-Klassiker von 1963 mit Margaret Rutherford, bzw. die Basis des Romans von Agatha Christie als Grundlage für ein Theaterstück zu erhalten, schrieb und telefonierte sich der Vorstand buchstäblich um die halbe Welt; schlussendlich mit Erfolg.
Miss Marple findet zusammen mit ihrem guten Freund Mr. Stringer den sterbenden Mr. Enderby, und vermutet aufgrund der Umstände sofort einen Mord. Der herbeigerufene Polizeiarzt stellt jedoch einen natürlichen Tod fest, so dass Inspector Craddock Miss Marples Argumenten keinen Glauben schenkt. Daher sieht sich die rüstige Dame gezwungen selbst die Ermittlungen aufzunehmen.
Unterstützt durch Mr. Stringer belauscht sie im Rahmen ihrer Ermittlungen die Testamentseröffnung. Sie hört, dass das riesige Vermögen des Verstorbenen gleichmäßig auf seine Erben aufgeteilt werden soll. Die Bemerkung der Schwester des Verstorbenen, dass ihr Bruder wohl ermordet worden sei, veranlasst Miss Marple ihr einen Besuch abzustatten. Doch sie kann der findigen Detektivin leider keine Informationen mehr mitgeben, denn auch sie ist inzwischen tot. Ermordet durch den Stich mit einer Hutnadel. Und wieder ist es Miss Marple die die Tote auffindet.
Nun sieht sich auch Inspector Craddock gezwungen, die Ermittlungen aufzunehmen. Sein Ärgernis, dass Miss Marple sich in seine Recherchen einmischt führt ebenso zu Wirrungen, wie auch das Verhalten der gesamten Erbengemeinschaft, die sich für ein paar Tage im Galopp Hotel eingemietet hat. Bei einem weiteren Mord läuft Miss Marple zur Höchstform auf. Es entspinnt sich ein spannendes Feuerwerk auf der Bühne und plötzlich ist auch die Detektivin Ziel des Mörders.
30. Bad Camberger Festspiele 2019
Der Wasserkrieg
Autor: Dieter Knapp
Genre: Historische Heimatkomödie (Ur-Aufführung)
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
Bei einem unterhaltsamen Theaterabend in wunderbarer Kulisse konnte man nebenbei so einiges über die regionale Geschichte erfahren. Im Jahr 1784 brach in Oberselters eine Mineralquelle auf, was zum Rückgang der Wassermenge an den Quellen im benachbarten aber kurtrierischen Niederselters führte. In den folgenden Jahren kam es zunächst zu schriftlichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fürstentümern. 1794 ließ Kurtrier eine 800 Mann starke Militäreinheit mit zwei Kanonen vor Oberselters aufmarschieren und erzwang so das Zuschütten der Oberselterser Quelle. Nachdem beide Orte 1803 in das Herzogtum Nassau eingegliedert wurden, öffneten die Oberselterser ihre Quelle wieder, was erneut Auseinandersetzungen zwischen beiden Orten auslöste. Im folgenden Jahr musste Oberselters die Quelle wieder schließen. Seit 1870 wird dort fortgesetzt Mineralwasser gewonnen und vermarktet. Die Festspielstück „Der Wasserkrieg“ ist im Zeitraum von 1786 bis 1794 angesiedelt. Sie spiegelt die wirtschaftliche Besonderheit des Selterswassers im Golden Grund wider. Der Begriff „Selterswasser“ oder einfach „Selters“ ist als Gattungsbegriff für Mineralwasser in aller Munde. Im Volksmund wurden die Brunnen ob des starken Salzgeschmacks landläufig „Sauerborn“ genannt. Der Name Selters leitet sich wohl von salzig oder salzhaltig ab und wird im Westerwald (Selters bei Hachenburg), an der Lahn (Selters bei Weilburg) und eben hier im Golden Grund (Nieder- und Oberselters) vorgefunden. Wer ursprünglich das erste Selterswasser geschöpft und vermarktet hat, bleibt wohl ein Geheimnis der Geschichte – auf jeden Fall eine sehr erfolgreiche Geschichte. Heute ist „Selters“ ist ein Markenbegriff für Mineralwasser ähnlich wie Tempo für Papiertaschentücher – und das nicht nur in unserer Region, sondern in ganz Deutschland, und sogar in Übersee.
Doch zurück zum Heimatspiel um das Selterswasser: Das Publikum konnte den Menschen in ihre Herzen blicken und Anteil an ihren Nöten und an ihrem Glück nehmen; es konnte die Obrigkeit beobachten, um zu erfahren, wie Macht und Geld selbst in unserer eher beschaulichen Ecke der Erde zu Intrigen und Kriegen führen können. In einem bunten Reigen von Bildern schaute man den Leuten „aufs Maul“. Die Sprache ist manchmal derb und mit Begriffen aus der Zeit versehen. Es wurde eben nicht lange um den heißen Brei geredet – man kam schnell zur Sache. Die Personen sind frei erfunden; ihre Namen den Einwohnerlisten der Jahre um 1780 entnommen; ebenso die kleinen Vergehen, welche säuberlich in den Protokollen des Sendgerichts aufgezeichnet wurden. Das Kernstück des Heimatspieles, der Aufmarsch der Truppen der nassau-oranischen und kurtrierischen Landesherren ist jedoch historisch belegt, ebenso die Schleifung des Oberselterser Brunnens im Jahre 1795 durch den Erzbischof zu Trier. Nun ja, ein Krieg, wie es der Titel verspricht, war es dann zum Glück doch nicht. Oder wenn wir schon der Begriff Krieg gebrauchen wollen, dann ein ganz besonderer Krieg, wie man ihn immer abhalten sollte - es fiel nämlich kein einziger Schuss. Ja, das waren noch Zeiten, als unser guter Landesfürst noch das Sagen hatte. Oder erscheint es uns nur so? Jeder Zeitraum hat seinen eigenen Charakter und manchmal erscheint das Vergangene nur erstrebenswert, weil alles bekannt ist und uns die Zukunft Neues, Unbekanntes und Herausforderndes bereithält ...
29. Bad Camberger Festspiele 2018
Zum Teufel mit den Geistern
Autor: Horst Helfrich
Genre: Eine englische Kriminalkomödie
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
Im Amthof spukte es im Hitze-Sommer 2018: Die 29. Bad Camberger Festspiele brachten die mysteriös-absurde Kriminalkomödie „Zum Teufel mit den Geistern“ in vier Akten auf die Freilichtbühne in der Altstadt. Ein turbulentes Stück, das wunderbar in die historische Kulisse des Amthof-Innenhofs passte.
Das Stück spielt in England, in der Grafschaft Manchester: Lady Emily Lutrell, Herrin auf Schloss Huntingcourt, lädt anlässlich ihres Geburtstages ihre schräge Verwandtschaft zu einem dreitägigen Besuch ein. All diese Gäste wissen, dass nach dem Tod von Mylady das gesamte Vermögen an den einen oder anderen vererbt wird. Da man jedoch weiß, dass die Dame bei bester Gesundheit ist, ist man davon überzeugt, dass die Lebenserwartung der Tante noch viel zu hoch ist für einen zeitnahen Erbfall. Daher hat die Sippschaft beschlossen, gemeinschaftlich ein wenig nachzuhelfen, indem sie plant, „ihr die ewige Ruhe zu schenken“. Mehrere Mordanschläge schlagen jedoch fehl, immer wieder wird statt der alten Dame der knorrig-steife Butler Stanley lädiert. Eines Tages scheint der Plan aufgegangen zu sein, die Hausdame teilt das Ableben der Lady mit und die Suche nach dem vermeintlichen Mörder beginnt. Und dann gibt es da ja auch noch die Hausgeister auf Schloss Huntingcourt, die ihre ganz eigenen Ansichten zu Lady Emilys Himmelfahrt haben.
„Zum Teufel mit den Geistern“ ist eine furiose Komödie, die Regisseur Timo Pfanzer mit dem Festspielensemble voll witziger Wendungen, schwarzem Humor und gespickt mit durchgehend skurrilen Figuren inszenierte, so dass kein Auge vor Lachen trocken geblieben ist.