13. Bad Camberger Festspiele 2002
Zehn kleine Negerlein
Autor: Agatha Christie
Genre: Kriminalstück
Regie: Sigrid Schweitzer
Inhalt
In dem Kriminalstück "Zehn kleine Negerlein" (Originaltitel: "Ten Little Indians") nach dem Kriminalroman von Agatha Christie, geht es um zehn mehr oder weniger ehrenwerte Bürger, die von einer geheimnisvollen Figur mit dem Namen A. N. Onym in ein Herrenhaus auf der abgelegenen "Negerinsel” gelockt werden. Hier büßt nun einer nach dem anderen für eine Schuld, für die er vom Gesetz nicht belangt werden konnte. Die Morde beginnen. Als klar wird, dass sich außer den zehn Geladenen niemand auf der Insel befinden kann, wächst das gegenseitige Misstrauen und die Verzweiflung, denn jeder könnte das nächste Opfer sein. Der Mörder versetzt seinen Opfern einen zusätzlichen Schrecken, da er nach dem Kinderlied "Zehn kleine Negerlein" vorgeht und dass trotz aller Vorsicht immer wieder einer der Gäste zu Tode kommt ...
Mit viel Spannung und einer sehr ungewöhnlichen Auflösung führt Agatha Christie die Geschichte zu einem unerwarteten Ende. Dieses Kriminaldrama ist ohne Zweifel einer der unsterblichen Klassiker aus der Feder der englischen Meisterin Agatha Christie, auch ohne Teilnahme ihrer beliebtesten Figuren Hercule Poirot und Miss Marple.
12. Bad Camberger Festspiele 2001
Der Lügner und die Nonne
Autor: Curt Goetz
Genre: Komödie
Regie: Sigrid Schweitzer
Inhalt
„Der Lügner und die Nonne“ aus der Feder Curt Goetz’ ist ein Stück mit viel Ironie und intelligentem Witz. Obendrein fügte Goetz seinem Dreiakter eine Besonderheit hinzu: ein Vorspiel. Dieses behandelt in einem Gespräch zwischen dem Hellseher Sen-Han-Jo und einem Dichter auf ironische Weise die Entstehung des Stückes. In einer Sommerresidenz nahe Slipps in den Schweizer Bergen entziehen sich die drei Freunde Charly, Bodo und Udo ganz den weltlichen Genüssen und trainieren zur Steigerung ihrer sportlichen Kondition - insbesondere jeglicher Frauenkontakt ist untersagt. Als einzige Frau darf lediglich Frau von Schicketanz das Schloss betreten. Sie kümmert sich von Zeit zu Zeit um Charly, der nicht weiß von wem er abstammt und wer sein Luxusleben finanziert. Eine Sache, die auch Frau von Schicketanz brennend interessiert. Sie weiß um Charlies Geheimnis ebenso wenig wie dieser. Die einzige Person in Charlies Umfeld, die über alles Bescheid weiß, ist sein Diener Petrops, der allerdings schweigt wie ein Grab. Petrops und Frau Schicketanz liefern sich infolgedessen kleine Rangeleien im Hintergrund, da Frau von Schicketanz unbedingt hinter das Geheimnis kommen möchte. Mitten in dieses Geflecht bricht ein anderes Verhängnis ein: die Nonne Angela. Diese rettet Charly eines Tages vor dem Ertrinken. Angela ist Novizin in einem nahegelegenen Kloster, aus dem sie aus nicht ganz durchsichtigen Gründen flüchtete. Charly wiederum versteckt die Geflohene in seinem Haus und verliebt sich zu allem Überfluss auch noch unsterblich in sie. Eine Situation, die besonders der Äbtissin des Klosters übel aufstößt. Diese möchte Angela, die Novizin, wieder gemaßregelt in ihrer Mitte sehen - und sei es durch das Machtwort des Kardinals. Und dann ist da auch noch zu allem Überfluss ein Baby, das - ja, zu wem eigentlich gehört?
11. Bad Camberger Festspiele 2000
Der lange Weg zum neuen Glück
Autor: Wolf-Dieter Knapp
Genre: Heimatstück (Ur-Aufführung)
Regie: Sigrid Schweitzer
Inhalt
„Der lange Weg zum neuen Glück“ von Wolf Dieter Knapp behandelt die Auswanderung von Cambergern nach Texas. Im Spätsommer des Jahres 1855 ist die Welt der Familie des Korbflechters Johannes Meuth noch in Ordnung. Man hat zwar nicht all zu viel, doch reicht es zum Überleben und einem bescheidenen Lebensstandard. Ein großer Auftrag der Stadt über 60 Körbe für die Brandwache lassen sogar die Hoffnung auf ein besseres Leben aufkommen. Martin Meuth, der älteste Sohn des Hauses bandelt überdies noch mit der reichen Krämerstochter Dorothea an. Doch damit beginnen die Konflikte des Stückes, da Krämer Karl Bermbach und Krämerin Agnes nicht so ganz damit einverstanden sind, dass ihr einziger Spross einem armen Korbflechter ihr Herz schenkt. Zudem hat die Magd der Bermbachs, Maria, ihrerseits ein Auge auf den jungen Martin geworfen. Auch der meuth’sche Großvater Hannes sieht der Verbindung nüchternen Blickes entgegen, da er der Meinung ist „je höher des Mädchens Putz, je minder ist sie nutz“. Des weiteren ist er der rebellische Geist in der Familie, da er ein Veteran der ’48er Revolution ist. Sein liebstes Thema ist, sich über den Landesherren Herzog Adolph von Nassau zu brüskieren. Gebremst wird er dann doch immer wieder von seiner Frau Anna, die ihn des Öfteren beschwichtigend zur Raison bringen muss. Aber trotz allem ist er einer der positiven Charaktere des Stückes, wenn er beispielsweise Johannes’ Frau Elsbeth ab und an ein paar Kreuzer für den Haushalt zukommen lässt. Alles in allem – trotz Armut - ein Familienidyll, das dann aber doch gestört wird. Meuths Nachbar Matthias Nink kommt in die Szenerie gestürzt und offenbart eine Katastrophe: die Kartoffelfäule sucht das Land heim – und auch die Äcker in Camberg sind davon befallen, welche auch den Meuths das Überleben sichern. Nun ist guter Rat teuer, wobei die Meuths noch den Auftrag der Stadt als Rettung betrachten. In diese Szene der allgemeinen Kümmernis kommt der Jude Isaak Rosenbaum hinein. Isaak ist ein weitgereister Wanderhändler, der den Cambergern wohlbekannt ist. Man kauft bei ihm nicht nur billig ferne Güter, sondern ist mit größerem Interesse daran interessiert, was es denn in der Welt an Neuigkeiten gibt. Der Jude ist es auch, der von neuartigen Dampfmaschinen berichtet, die das Korn auf den Feldern dreschen und die nur ein Mann bedienen kann. Dies stimmt den Tagelöhner Nink nachdenklich, der die Existenz seiner Familie bedroht sieht. Und in Verbindung mit der Kartoffelfäule beschließt dieser nach Amerika auszuwandern. Die Meuths halten zuerst nichts von diesem Plan, als aber dann der Stadtgendarm, genannt der Blaue Franz auftaucht, und die Kündigung des Vertrages über die Körbe seitens des Camberger Amtmannes Schütz bekannt gibt, beschließen auch die Meuths nach Amerika zu gehen. Doch hier nun beginnen die wahren Probleme, da eine Überfahrt zu teuer für die armen Leute ist, die Obrigkeit diese aus ihrer Herrschaft erst entlassen muss und letztendlich noch Martins Liebschaft mit der Krämerstochter zur Debatte steht.
10. Bad Camberger Festspiele 1999
Moral
Autor: Ludwig Thoma
Genre: Komödie
Regie: Walter Mulitze
Inhalt
Emilsburg, Hauptstadt des Herzogtums Gerolstein, um 1900. Beermann, Vorsitzender eines Sittlichkeitsvereins und Kandidat der konservativen Partei, fordert vom Staat strenges Durchgreifen gegen Liederlichkeit und Unmoral, um die Tugendhaftigkeit des Volkes keinen Schaden nehmen zu lassen. Als die Lebedame Madame de Hauteville verhaftet wird, fürchtet Beermann um seinen Ruf, da in ihrem Notizbuch all ihre Besucher verzeichnet sind, zu denen auch er, Professor Wasner und Kommerzienrat Bolland gehören. Beermann fordert von dem ermittelnden Assessor Ströbel, den Prozess gegen Madame de Hauteville abzubrechen. Der Polizeipräsident warnt Ströbel davor, übereifrig zu agieren, denn in dem Notizbuch könnten Männer von hohem Ansehen und staatstragender Bedeutung verzeichnet sein. Bei der Vernehmung lässt sich Madame de Hauteville nicht einschüchtern, sondern erklärt, das Verfahren würde gewiss eingestellt, wenn an die Öffentlichkeit dringe, wer sich bei ihrer Verhaftung im Kleiderschrank verborgen habe. Da der Erbprinz persönlich die Aufhebung des Haftbefehls verlangt, wird Ströbel klar, wer sich im Kleiderschrank versteckt hatte: der Erbprinz selbst. Zur Erleichterung von Beermann und seinen Freunden wird Madame de Hauteville freigelassen. Sie weigert sich aber, die Stadt zu verlassen, und fordert obendrein ein Schweigegeld von 15.000 Mark. Die Mitglieder des Sittlichkeitsvereins sind schockiert, finden sich aber bereit, das Geld aufzubringen, als der Erbprinz interveniert.
Mit diesem im Grunde bis heute aktuellen Stück erreichte Thoma den Höhepunkt seiner erzählerischen und dramatischen Satiren über die herrschende Doppelmoral und die im Wilhelminischen Kaiserreich üblichen Sittlichkeitsvereine. Seine Kritik galt der pharisäerhaften Scheinheiligkeit des Bürgertums. Teile des Werkes entstanden, als Thoma 1906 eine sechswöchige Haftstrafe absitzen musste, weil er für den “Simplicissimus” ein angeblich frivoles Gedicht über die Heuchelei der Kirche in sexuellen Fragen geschrieben hatte.