17. Bad Camberger Festspiele 2006
Katharina Knie
Autor: Carl Zuckmayer
Genre: tragisches Seiltänzerstück
Regie: Sigrid Schweitzer
Inhalt
Zuckmayers "Katharina Knie" ist ein poetisches Stück voller Wärme und Menschlichkeit in der phantasieanregenden Atmosphäre von Artisten und fahrendem Volk vor dem Hintergrund einer großen Zirkuskuppel. Die Zeit, in der die Handlung spielt, ist das Deutschland der frühen 20er Jahre. Der Wanderzirkus des alten Karl Knie hat sein Zelt auf dem Marktplatz eines kleinen Städtchens aufgeschlagen - und damit beginnt das Drama sich zu entfalten. In der bunten und schillernden Welt der Akrobatik und Clownerie beginnt sich ein Familiendrama abzuzeichnen: Es reicht nicht aus, daß Deutschland den 1. Weltkrieg verloren hat und zu jener Zeit, von der Inflation gebeutelt, wirtschaftlich schweren Zeiten entgegensteuert - auf dessen Boden sich nationales und radikales Gedankengut breitmacht -, auch nicht, daß sich dadurch das potentielle Publikum lieber in den neuartigen Kinos tummelt, anstatt sich der Kunst der Manege hinzugeben; nein, Karl Knie senior hat ein Problem mit seiner begabten Tochter Katharina, die in ihrem eigenen Lebensentwurf eher das beschauliche Bild der Frau des begüterten Landwirtes Rothacker sieht, als das ewig vagabundierende Artistenleben in einem Zirkuswagen. An dieser Frage spinnt sich die Handlung in die Höhe, wie der Trapezkünstler an seinen Seilen im Dach des Zirkuszeltes.
16. Bad Camberger Festspiele 2005
Gerüchte, Gerüchte
Autor: Neil Simon
Genre: Komödie
Regie: Sigrid Schweitzer
Inhalt
Charles Brock, stellvertretender Bürgermeister von New York, gibt eine Party anläßlich seines zehnten Hochzeitstages. Die ersten Gäste, Chris und Ken Gorman, finden den Gastgeber blutend im Schlafzimmer vor, seine Gattin Myra ist nicht da. Sie vermuten einen Selbstmordversuch. Um einen Skandal für ihren Freund Charley zu verhindern, versuchen Chris und Ken die Wahrheit heraus zu finden. Wenn das Geschehene an die Öffentlichkeit käme, könnte es das Ende der Karrieren des stellvertretenden Bürgermeisters und seiner, in der Gesellschaft hoch angesehenen, Gäste sein. Je mehr Gäste eintreffen, desto komplizierter entwickelt sich die Lage. Die engsten Vertrauten des Bürgermeisters, alle nebst Gattinnen, nehmen sich des Problems ihres "besten Freundes" an, ohne zu bemerken, daß sie auch Teil des Problems sind und es mit Halbwahrheiten und Verdächtigungen, Lügen und Gerüchten immer noch schlimmer machen. Als dann auch noch zufällig die Polizei kommt, muß das von ihnen gesponnene Geflecht aus Vermutungen und Lügengespinsten einer Prüfung standhalten und sich als die "Wahrheit" behaupten...
Die Farce von Neil Simon wurde 1988 am Broadway uraufgeführt. Deutschsprachige Erstaufführung war am 14.9.1990, Kammerspiele Lübeck. Neil Simons berühmtestes Bühnenwerk ist “Ein verrücktes Paar”, welches ebenfalls als erfolgreicher Kinofilm und als Fernsehserie verfilmt wurde.
15. Bad Camberger Festspiele 2004
Die Atzeln
Autor: Timo Pfanzer
Genre: Heimatstück (Ur-Aufführung)
Regie: Sigrid Schweitzer
Inhalt
Camberg im 14. Jahrhundert. Es ist eine Zeit des Aufschwungs. Die große Pestepidemie der 40er Jahre wurde von den Cambergern relativ unbeschadet überstanden und die Städte im allgemeinen standen am Anfang ihres kometenhaften Aufstiegs. Das Mittelalter mit seiner ausgeprägten Hof- und Ritterkultur neigte sich seinem Ende zu. Und genau in diesem Spannungsfeld der sich auflösenden und wandelnden Systeme setzt das Stück "Die Atzeln" ein. Es behandelt den (wahrscheinlichen) Raubritterüberfall auf die prosperierende Stadt im Jahre 1355/56. In der 250 Jahre später erschienenen Chronik des Johannes Mechtel heißt es "die von Walsdorf", was allerdings nur eine Richtungsangabe zu sein scheint, eben dass diese Raubritter aus der Richtung Walsdorf gekommen sein sollen. Walsdorf selbst kommt aber als Herkunftsort nicht in Frage, da es zu diesem Zeitpunkt ein Kloster war. Es gibt unter Historikern die Vermutung, dass die Raubritter aus Wallrabenstein stammen könnten, dieses ist aber historisch nicht zu belegen. Nun, die Ritter in unserem Stück kommen - ganz neutral - aus dem Rheingau. Eine zweite historische Abweichung ergibt sich aus spieltechnischen Gründen: Der eigentliche Überfall fand im Winter "uff konig abend", sprich Dreikönigsabend statt. Unser Stück spielt dagegen im Sommer, da wir es unseren Darstellern nicht zumuten wollten, in Pelz und Schal bei hochsommerlichen Temperaturen zu spielen. Zumal eine Freilichtbühne auch nicht der rechte Platz für ein Winterstück ist. Das Stück stellt einen Versuch dar, eine vergangene Welt wieder greifbar werden zu lassen. Eine Welt, in der sich gerade ein neues Zeitalter zu etablieren beginnt. Die Ritter sind nicht mehr das, was sie einst im Hochmittelalter waren. Neue Kriegstechniken und "unritterliche" Schlachttaktiken - besonders durch die sich in dieser Zeit formierenden Bauernheere - nahmen der Ritterschaft ihre einzigartige militärische Bedeutung. Und zu all diesem drängten sich noch die Städte in den Vordergrund. Das bäuerlich geprägte Territorium ritterlicher Landesherren wurde zum Auslaufmodell. Die Bauern drängten in die Städte, wo der Lebensstandard für den einzelnen weitaus höher war, als im System des Frondienstes bei einem Ritterherren. Es entstand so eine Zeit des Wandels und neuer Chancen, aber auch der Gewalt durch die Verlierer der neuen Epoche. Angereichert ist dieser historische Hintergrund im Stück mit den Nöten und Freuden der einfachen Leute aus dem städtischen Leben. Mit Liebe und Intrigen, Humor und den kleinen und großen Sorgen der Menschen jener Tage. Geschichten aus einer kleinen Stadt, die nur ein paar Häuschen umfasste und noch nicht mit Türmen und Mauern umgeben war, sondern nur mit einem Wall mit hoher Hecke - dem "Gebück" - in der die Atzeln zu Scharen nisteten. Eine frei erfundene Handlung windet sich um den historischen Kern des Stückes und lässt die Vergangenheit wieder vor unser aller Augen aufleuchten - sei es beim mittelalterlichen Markttreiben, an der Tafel des Schultheiß' oder während der Schwertkampfszenen im Schlachtgetümmel des nächtlichen Überfalles.
14. Bad Camberger Festspiele 2003
Macheath - Zwischen Petticoat und Galgenstrick
Autor: Ingo Sax nach der Oper von John Gay
Genre: Farce
Regie: Sigrid Schweitzer
Inhalt
Das Stück spielt im London des 18. Jahrhunderts. Es ist eine Zeit des Verbrechens und der Unmoral. Der Hehler und Kopfgeldjäger Peachum hat ganz London - vor allem die dunkle Seite der Stadt - unter Kontrolle. Er bestimmt, wer verpfiffen oder gar gehenkt wird. Er setzt die Preise fest. Und es gibt kaum eine Prostituierte oder einen Taschendieb, der nicht für ihn arbeitet. Da konfrontiert ihn seine eigene Tochter Polly mit einer unerwarteten Tatsache: Sie hat den Straßenräuber und Frauenheld Captain Macheath geheiratet! Für Peachum steht fest: Das kann er nicht hinnehmen, schließlich ist seine Tochter sein größtes Kapital für die Zukunft! Das sieht Gefängnisdirektor Lockit genauso kritisch - denn
seine Tochter Lucy ist durch Macheath schwanger! Selbst ein Kerl wie Macheath sollte sich nicht mit diesen mächtigen Männern einlassen ...
Sax entwickelt einen komödiantischen, kraftvollen Bilderbogen, in dem vor allem die Huren, Hehler und Diebe im Mittelpunkt stehen.