Schauspielstudio 2005 - Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde
Autor: Joao Bethencourt
Genre: Komödie in zwei Akten
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
Gelegenheit macht Diebe. Dieses Sprichwort nimmt der verschrobene jüdische Taxifahrer Samuel Leibowitz ernst und "klaut" den New York besuchenden Papst, um ihn zu Hause in der Speisekammer einzusperren. Während Sarah Leibowitz, die sich an die skurrilen Einfälle ihres Mannes gewöhnt hat, mit dem Papst Kartoffeln schält und fröhlich plaudert, fordert der engagierte Samuel mit Zustimmung des Entführten als "Lösegeld" einen Friedenstag auf der ganzen Welt, an dem kein Blut fließen darf. Rabbi Meyer, der listige Cousin von Samuel, spielt mit dem Papst Schach, um dann aus Geldgier das Versteck des Stellvertreters Gottes zu verraten, was beinahe den 24-stündigen Frieden in sein blutiges Gegenteil verwandelt. Der Papst bändigt das Unheil, das sein von unchristlichen Rachegelüsten erfüllter Kardinal stiften will, indem er seinen Entführer zum alten Freund erklärt und der Welt eine Verschnaufpause schenkt, die jedoch nicht eine Sekunde über den Friedenstag hinaus währt: Die Welt ist wieder "normal".
Mit großer Kulisse im Kurhaus, die den Zuschauerraum mit einschloss wurde dem Publikum ein Feuerwerk an Witz und Pointen geboten und die Darstellerinnen und Darsteller von eben demselben mit viel Applaus und Wohlgefallen bedacht.
Schauspielstudio 2004 - Antigone
Autor: Jean Anouilh
Genre: Drama
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
Strickend, plaudernd, kartenspielend sitzen die Personen des Stückes auf der Bühne, während der Prologsprecher sie den Zuschauern vorstellt. Sie sind Menschen der heutigen Zeit: Sie sprechen die Alltagssprache des 20. Jahrhunderts, sie tragen moderne Kleider; Begriffe wie »Zigaretten, Autos, Bar« tauchen im Gespräch auf, Kreon philosophiert in Hemdsärmeln über das Leben. Trotz dieser äußeren Modernismen lehnt sich das Drama formal an die antike Tragödie an. Wie dort wird die Einheit der Zeit und des Ortes gewahrt. Die szenische Gestaltung ist auf Andeutungen beschränkt, die Einteilung in Akte entfällt, und nur der Sprecher, dem Anouilh die Rolle des Chors überträgt, unterstreicht die Zäsuren des Handlungsverlaufs.
In einer götterlosen Welt begegnen sich zwei Menschen, die das alleinige Gesetz ihres Handelns aus ihrer persönlichen Haltung zum Leben beziehen: ein Kreon, der die Bejahung, eine Antigone, die die Verneinung des Lebens bis zu letzter Konsequenz treibt.
Das Leben, das Kreon trotz allem liebt, bedeutet für ihn nicht mehr als eine bloße menschliche Vereinbarung, die der notwendigen Ordnung, der Verringerung der Absurdität, dem "kleinen Glück" zu dienen hat. Aber mit seiner letzten Weisheit, dass das Leben "vielleicht trotz allem nur das Glück" sei, gibt Kreon Antigone gerade das entscheidende Argument für ihre Absage an dieses Leben in die Hand. In dem großartigen Dialog, der den ganzen Mittelteil des Dramas einnimmt, treten beide Haltungen als unversöhnlicher Gegensatz hervor. Wenn Antigone, nachdem sie ihren Bruder Polyneikes beerdigt hat, von Kreon nun den Tod verlangt, so erhebt sie damit zugleich Anspruch auf die Anerkennung ihrer Freiheit, das Leben zu verneinen. Wenn Kreon ihren Tod nicht will, so nicht deshalb, weil Antigone seine Nichte und die Verlobte seines Sohnes Hämon ist, sondern weil ihr Neinsagen sowohl die Staatsräson als auch seine persönliche Bejahung dieses Lebens in Frage stellt. Antigone aber lehnt den Kompromiss ab, der zur Lüge, zum Verrat, ja vielleicht sogar zum Mord verpflichtet, sie lehnt vor allem das "kleine Glück" ab, das den Kompromiss belohnt und ihr Schicksal wird unausweichlich.
Schauspielstudio 2003 - Der eingebildete Kranke
Autor: Molière
Genre: Komödie
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
Das Stück, von vielen Literaturwissenschaftlern als Molières Meisterwerk angesehen, ist das letzte in einer langen Reihe hervorragender Komödien. Er selbst spielte den eingebildeten Kranken namens Argan und starb nach der vierten Vorstellung.
Argan, ein typischer Protagonist bei Molière, hat einen dominierenden, aber destruktiven Charakterzug. Er ist ein ausgemachter Hypochonder, dem eigentlich nichts fehlt, der sich aber mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft einbildet krank zu sein.
Er wird von Apothekern und Ärzten unverhohlen schamlos ausgenutzt. Sie bringen ihn obendrein dazu, sich einen Arzt als Schwiegersohn verpassen zu lassen. Und als wäre seine Einbildung nicht genug, intrigiert seine zweite Frau Béline gegen ihn. Sie will seine Töchter aus erster Ehe, Angélique und Louison, ins Kloster schicken, um sich als alleinige Erbin an Argans Vermögen schadlos halten zu können.
Tochter Angélique hegt dagegen andere Pläne, da sie die Absichten der Stiefmutter erkannt hat und sich zudem in den jungen Cléante verliebt hat, was den Interessen ihres Vaters zuwiderläuft, der in seiner Manie einen Mediziner zum Schwiegersohn haben möchte.
Diesen Interessen stehen nur Argans Bruder Béralde und die energische Haushälterin Toinette entgegen, die trotz Argans cholerischem Wesen zu ihm halten und ihn von der einen oder anderen Dummheit zu bewahren suchen.
Der eingebildete Kranke ist quasi Molières Testament. Der Autor greift noch einmal seine Lieblingsthemen auf: die Manie des Protagonisten, die Bedrohung des ehelichen Glücks, der Kinder durch die väterliche Tyrannei, Hypokrisie und dazu zwei warnende Stimmen der Vernunft, eine männliche und eine weibliche. In diesem Stück bestellt Molière die Handlung in einer karnevalistischen Atmosphäre durch Gesang und verschiedentliche Elemente der Comedia dell’Arte.
Molières Komödie wirkt wie eine übertriebene Karikatur, die, glaubt man seinen zeitgenössischen Biografen, gar nicht so übertrieben war. Regelmäßiger Aderlass, Einläufe mit den abenteuerlichsten Mixturen und gewagte chirurgische Eingriffe setzten nur zu oft das Leben der Geplagten aufs Spiel. Ironie des Schicksals: Molière stirbt 1673 an einem Blutsturz im Kostüm des "eingebildeten Kranken".
Die Aufführungen im Kurhaus Bad Camberg waren enorm gut besucht und das Publikum hielt sich die Bäuche vor Lachen. So, wie es beim einem Molière üblich ist.
Schauspielstudio 2001 - Leonce und Lena
Autor: Georg Büchner
Genre: Komödie
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
Das Lustspiel zeigt die Geschichte des vom Leben gelangweilten Prinzen Leonce vom Reiche Popo, der seine Existenz darin sieht, seinem Umfeld mit derben Späßen und bitterböser Ironie das Leben schwer zu machen und die Falschheit und Absurdität dieses Umfeldes gnadenlos aufzudecken. Sein Vater König Peter will ihn daher zur Verantwortung ziehen und beschließt, ihn mit der ebenso vom Leben enttäuschten Prinzessin Lena vom Reiche Pipi zu verheiraten. Eine Konstellation, die beide, getrennt voneinander, zur Flucht bewegt. Lena, weil sie keinen Mann heiraten kann, den sie nicht liebt; Leonce aus Ekel vor der Pflicht. Er flieht mit seinem Freund Valerio nach Italien. Doch nach anfänglichem Enthusiasmus überfällt ihn wieder die Schwermut, die sich fern ab von der vertrauten Umwelt des Hofes in Todesängste und –willen umschlägt. In dieser Flucht voreinander treffen die beiden Charaktere aufeinander und verlieben sich.
Das Ensemble hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die z.T. abstrakte Sprache Büchners, auch im Bühnenbild, plastisch und verständlich darzustellen, so dass durch Visualisierung ein tieferer Einblick in die deutsche Literatur gegeben wurde und man so manches entdeckte, was beim bloßen Lesen verborgen bleibt.
Dass hohe Literatur und Spaß kein Widerspruch sein müssen, zeigte das begeisterte Publikum, das vortrefflich unterhalten wurde und gleichzeitig "was zum Nachdenken" erhielt.