Schauspielstudio 2007
Autor: nach Aristophanes (mit Collagen von Johann Wolfgang Goethe und Karl Kraus)
Bearbeitung: Timo Pfanzer
Genre: klassische Komödie
Regie: Timo Pfanzer
Inhalt
In der Komödie „Die Vögel“ (Originaltitel: „Ornithes“) beschreibt Aristophanes die Auswanderung der beiden Galgenvögel Pisthetairos und Euelpides von Athen zu einem Ort, an dem es sich besser leben läßt. Sie geraten in das Reich der Vögel, die in Freiheit und Sorglosigkeit im Raum zwischen Göttern und Menschen ihr Reich eingerichtet haben. Sie begegnen dem Wiedehopf, einem Aussteiger wie sie selbst, der sich in einen Vogel verwandelt hat und ihnen das Leben mit Flügel und Federn schmackhaft macht. Die beiden Auswanderer werden nun selbst zu Vögeln, ohne allerdings ihre menschliche Art abzulegen. Sie überreden den Wiedehopf und seine trillernden Gesellen zur Schaffung eines Staates der Vögel, der in direkter Konkurrenz zu den Göttern steht. Dadurch, daß die Stadt der Vögel („Wolkenkuckucksheim“) zwischen Erde und Himmel liegt, kommt kein Opferrauch mehr zu den Göttern, die vom Rauch der Opferfeuer leben. Eine blasphemische, nahezu ungeheuerliche Spielidee, die an den Festen der Macht rüttelt: Die Vögel können die Götter aushungern. Was taugen dann die Götter? Und die Priester? Und die mit den Priestern eng verbundenen Politiker? Und auch ihre ehemaligen Artgenossen auf der Erde sind von den Göttern abgeschnitten. Ihre Opfer kommen beim Adressaten nicht ohne die Abfuhr eines Zolles an. Die Wolkenstadt gebietet über Himmel und Erde, was wiederum Macht erschafft. Bald machen sich jedoch auch in der Vogelstadt bei den Mächtigen die gleichen Symptome wie auf der Erde breit, und das Experiment ist zum Scheitern verurteilt, da besonders Pisthetairos Gefallen an der Macht gefunden hat – allzu menschlich eben.
Die Inszenierung wird ihren Schwerpunkt nicht in der politischen Kritik des alten Athens haben, sondern direkt auf unsere Zeit reflektieren. Aus den beiden Galgenvögeln werden zwei Yuppies der modernen Spaßgesellschaft, die mit ihrem Leben in der Gegenwart nicht zurechtkommen. Sie treten die Flucht an und schaffen in ihrem „Wolkenkuckucksheim“ einen Zustand, dem sie eigentlich entfliehen wollten. Ihnen fehlt das Einsehen, daß sie selbst als Vögel im Innern noch Menschen sind und dieses nicht einfach ablegen können. Ein Flucht vor sich selbst, die an ihnen selbst scheitert und sie zu sich selbst zurückführt.
Zum Text des Stückes sei gesagt, daß es sich um eine Collage handelt, deren Basis der originale Text des Aristophanes ist. Angereichert mit Auszügen aus den Bearbeitungen „Wolkenkuckucksheim“ von Karl Kraus und „Die Vögel“ von Johann Wolfgang Goethe, sowie eigenen, zeitkritischen Textangleichungen. Gewürzt wird das ganze noch mit der ein oder anderen lyrischen Zeile von Georg Trakl und Stefan Heym. Das Skript ist allerdings so angelegt, daß es im Wesen auf das Original reflektiert, was besonders im Bereich der Komik zum Tragen kommt, da der Humor des Atheners unnachahmlich ist.