Autor: Anton Tschechov
Genre: Einakter
Regie: Walter Mulitze
Inhalt
Die ersten Produktionen des 1994 gegründeten Schauspielstudios waren Anton Tschechovs "Über die Schädlichkeit des Tabaks", "Der Bär" und "Der Heiratsantrag". Diese Trias wurde in den Jahren 1994 bis 2000 mehrfach, auch unter wechselnder Besetzung und im Mix mit Einaktern von Curt Goetz, im Kurhaus Bad Camberg, in der neurologischen REHA-Klinik Bad Camberg und im Zentrum Klus in Zürich, vom Publikum begeistert gefeiert, aufgeführt.
Über die Schädlichkeit des Tabaks
Mit seinem dreißig Jahre alten Frack bekleidet, hält der betagte Iwan Iwanowitsch Njuchin im Auftrage seiner Ehefrau, der Vorsteherin einer Musikschule und eines Töchterpensionats, von der Bühne des Städtischen Klubs herab einen Vortrag Über die Schädlichkeit des Tabaks. Njuchin selbst ist Raucher, doch seine Frau hat das Thema festgelegt. Der naturwissenschaftlich nicht ausgebildete Njuchin behauptet in seinem Referat u. a., dass eine in eine Tabaksdose gesetzte Fliege an Nervenzerrüttung verkümmert.
Er weicht aber mit fortlaufendem Vortrag immer mehr vom Thema ab und spricht zunehmend über seine Lebensumstände. Nervös sei er seiner Erinnerung nach seit dem 13. September 1889, dem Geburtstag der vierten Tochter Warwara. Das Augenzwinkern könnte von seiner Tätigkeit als Wirtschaftsleiter in den Unternehmungen seiner Frau herrühren. Darüber hinaus unterrichtet der geplagte Mann zusätzlich Mathematik, Physik, Chemie, Geographie, Geschichte, Literatur, Solfeggio, Tanz, Gesang und Zeichnen. Für manches Fach kassiere seine Frau bei den Eltern der Höheren Töchter extra. Während sie um die 45 000 Rubel auf die hohe Kante gelegt hat, besitzt Njuchin nicht eine Kopeke. Manche Tage bekommt er kein Mittagessen vorgesetzt und wird regelmäßig von seiner übellaunigen Gattin beschimpft. Wahrscheinlich rührt aller Unbill von der Zahl 13 her. Die kinderreiche Familie wohnt in der Pjatisobatschigasse 13. Das Haus hat 13 Fenster. Alle seine sieben Kinder, ausschließlich Mädchen, sind an einem 13. geboren. Anna, die älteste, ist 27, die jüngste 17. Bereits dreiunddreißig Jahre wird er von seiner Frau gequält und lebt in großer Angst vor ihr. Sobald ihn seine Frau einmal nicht überwacht, betrinkt Njuchin sich gern, wofür gewöhnlich bereits ein Glas genügt. Alle Töchter sind noch ledig. Grund ist der Geiz der Mutter, die keine Abendgesellschaft geben möchte. Vor dreißig Jahren wurde Njuchin in oben erwähntem Frack getraut. Nun, am Ende seines Vortrages Über die Schädlichkeit des Tabaks, reißt der alte Mann sich das abgewetzte Stück vom Leibe und trampelt darauf herum.
Der Bär
Das Stück spielt im Salon eines Gutshofes im Russland des 19. Jahrhunderts.
Die verwitwete Gutsbesitzerin Jeléna Popówa ist eine Frau in den besten Jahren, deren Schönheit noch nicht verblüht ist. Obwohl ihr Mann schon vor einem Jahr gestorben ist, legt sie immer noch jeden Tag Trauerkleidung an und geht kaum aus dem Haus. Ihr greiser Diener Luká kann dieses Verhalten nicht verstehen. Als seine „Alte“ verstorben sei, so gibt er ihr zu verstehen, habe er einen Monat getrauert, und das habe gereicht. Jeléna Popowa aber betont, für sie habe das Leben seit Nikolajewitschs Tod jeglichen Wert verloren. Sie habe sich deshalb geschworen, diese Trauerkleidung bis zu ihrem Grabe nicht abzulegen und die Welt nicht mehr zu sehen, obwohl sie genau wisse, dass sie der Verblichene oft grausam behandelt habe und ihr sogar untreu gewesen sei.
An der Tür ertönt ein schrilles Läuten. Die Herrin des Hauses will zwar niemanden empfangen, doch der Eindringling schert sich nicht darum. Herein kommt ein grobschlächtiger Kerl in schmutzigen Stiefeln, ungewaschen, ungekämmt, Strohhalme auf der Weste, und stellt sich als Artillerie-Leutnant a. D., Gutsbesitzer Grigórji Stepánowitsch Smírnow vor. Der verstorbene Gatte sei ihm 1200 Rubel schuldig geblieben, und diese Summe wolle er heute noch eintreiben. Heute noch? – Jeléna hält dies für ausgeschlossen. Ihr Verwalter kehre übermorgen aus der Stadt zurück, dann bekomme er das Geld. Jetzt aber wird Smírnow grob. Als er die Witwe mit zahlreichen Kraftausdrücken aus der untersten Schublade bombardiert, weigert sie sich, ihm länger zuzuhören und verlässt den Salon.
Smírnow entschließt sich, so lange hier sitzen zu bleiben, bis er sein Geld habe. Seinem Diener ruft er zum Fenster hinaus zu, auszuspannen und sich auf einen längeren Aufenthalt einzurichten. Luká befiehlt er, ihm einen Schnaps zu bringen. Das laute Rufen lässt Jeléna in den Salon zurückkehren. Sie bittet den ungebetenen Gast dringend, ihre Ruhe nicht zu stören. Im Übrigen wisse er nicht, wie ein Mann sich gegenüber einer Frau zu verhalten habe. Doch diese Äußerung bringt Smírnow erst recht in Rage. Er, der sich dreimal in seinem Leben wegen Frauen duelliert habe, zwölf Frauen habe er verlassen und neun ihn, er solle nicht über Frauen Bescheid wissen?
Nun schreien sich beide gegenseitig an und jeder versucht, den anderen zu übertrumpfen. Die Auseinandersetzung gipfelt darin, dass Smírnow die Popowa zu einem Duell fordert. Als diese sofort darauf eingeht und sogar zwei von ihrem Mann hinterlassene Pistolen holt, ist Smírnow tief beeindruckt, denn damit hat er nicht gerechnet. Was für eine Frau! Sie hat das gewisse Etwas! Luká aber ist entsetzt. Er hält es nicht mehr im Hause aus, sondern will rasch Hilfe herbeiholen.
Jeléna verlangt von dem Grobian, dass er sie erst einmal im Schießen unterweise, schließlich habe sie noch nie eine Pistole in der Hand gehabt. Während dies geschieht, vollzieht sich in Smírnow ein gründlicher Sinneswandel. Diese Frau wird immer mehr das Objekt seiner Begierde. Bald vergisst er, weshalb ihn sein Weg hierher geführt hat. Er hat jetzt nur noch Augen für dieses weibliche Geschöpf und macht ihr eine Liebeserklärung. Als er sie in die Arme nimmt, sträubt sie sich anfangs noch etwas, schmilzt aber bald dahin.
Inzwischen hat Luká Hilfe geholt. Er mit einer Axt bewaffnet, der Gärtner mit einer Harke, der Kutscher mit einer Mistgabel und Knechte mit Holzknüppeln betreten den Salon. Aber alles, was sie sehen, ist ein sich heftig küssendes Paar. Der Diener kann nur noch „Allmächtiger Gott!“ stammeln.
Der Heiratsantrag
Wie bei allen Theaterstücken Tschechows ist der Handlungsort ein Landgut irgendwo in der russischen Provinz. Im Gästezimmer des Gutsherren Stepan Tschubukow erscheint ein befreundeter Nachbar, der Junggeselle Iwan Lomow. Er hat einen Frack und weiße Handschuhe an und verrät Tschubukow sogleich, er wolle dessen 25-jähriger Tochter Natalja einen Heiratsantrag machen. Tschubukow ist spontan begeistert, schickt Natalja herein und lässt beide allein. Nach der Begrüßung beginnt Lomow seine Rede. Ehe er jedoch auf das eigentliche Ziel seiner Visite eingehen kann, kommt es zwischen den beiden zu einem unerbittlichen Streit um ein Stück Land: Lomow behauptet, das Dorf Luschki gehöre ihm, während Natalja dies mit aller Entschiedenheit bestreitet und das Eigentum an Luschki für sich bzw. ihren Vater beansprucht. Beide streiten so laut, dass Tschubukow es hört und wieder herein kommt. Dieser behauptet ebenfalls, Luschki gehöre ihm, so dass es kurz darauf zu beleidigenden Äußerungen auf beiden Seiten kommt. Tschubukow wirft Lomow schließlich hinaus, dieser verlässt das Haus und droht Tschubukow mit einem Gerichtsprozess. Erst als er gegangen ist, erfährt Natalja, dass er eigentlich gekommen war, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Sie wird daraufhin hysterisch und verlangt in Panik, Lomow unverzüglich zurückzuholen. Als dieser zurück ist, versucht sie mit ihm einen versöhnlichen Ton und gesteht, dass Luschki wohl in der Tat ihm gehöre. Sie lenkt das Gespräch auf die Jagd, und sogleich entflammt zwischen den beiden erneut ein Streit, diesmal darum, wessen Jagdhund schneller ist. Wieder kommt Tschubukow herein; Lomow schreit ihn so laut an, dass er schließlich über Atemnot klagt und zusammensackt, so dass Vater und Tochter zuerst denken, er sei gestorben. Dann kommt er aber wieder zu sich. Tschubukow sagt den beiden, diese mögen doch endlich heiraten und ihn in Ruhe lassen. Beide küssen sich und bekommen den väterlichen Segen, beginnen sich aber unvermindert weiter zu streiten. Hierzu Tschubukows Schlussworte: „Das ist es, das beginnende familiäre Glück! Bringt Champagner!“, womit das Stück endet.
(Quelle der Inhaltsangaben: wikipedia.org.)