Ein Autohaus als Theaterbühne! Diesen ungewöhnlichen Spielort hat sich der Bad Camberger Festspielverein für die neue Inszenierung des „Schauspielstudios“, eines der drei Ensembles des Vereins, ausgesucht. Ende März wird „Der Gott des Gemetzels“, ein Stück, das zu den größten Bühnenerfolgen unserer Zeit zählt, Premiere haben – und zwar im Autohaus Limberger.
Als vor einiger Zeit klar wurde, dass das Bürgerhaus, der angestammte Aufführungort für die Inszenierungen des Schauspielstudios, wegen Sanierungsarbeiten nicht zur Verfügung stehen würde, entstand die Idee, dieses ungewöhnliche Vier-Personen-Stück auch an einem ungewöhnlichen Ort aufzuführen. Das Autohaus Limberger wird also an zwei Wochenenden zum Theatersaal.
Das Stück, inszeniert von Christine Neumann, beginnt mit dem Treffen zweier Elternpaare nachdem sich ihre Kinder, Ferdinand, der Sohn von Anette und André Jäger (Nadine Kairies und Jörn Kühnel) und Bruno, der Sohn von Verena und Michael Schneider (Christina Schaaf und Stephan Krause) geprügelt haben. Man möchte die Angelegenheit auf zivilisierte Art und Weise regeln ohne Streit, ohne Anklagen, ohne gegenseitige Beschuldigungen. Rasch ist eine Stellungnahme verfasst, man ist zufrieden und freut sich, die Kunst des zivilisierten Umgangs zu beherrschen. Doch in Wahrheit brodelt es unter dem Deckmantel der Zivilisation. In zunächst friedlicher Atmosphäre, bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen gibt rasch ein Wort das andere. Die gesittete Konvention bröckelt zusehends, zwischen den Paaren, aber auch zwischen den Partnern, mal kreuz und mal quer. Mehr und mehr verlieren die vier gebildeten, gutsituierten Erwachsenen die Kontrolle über sich selbst. Alle angestauten Emotionen kommen auf den Tisch, Anschuldigungen, Verletzungen und Enttäuschungen – es geht um ausgesetzte Hamster, PR-Schlachten der Pharmakonzerne, Zuleitungen zu Toiletten, Mütter mit künstlichen Kniegelenken, vollgekotzte Kunstbände, unsägliche Telefonmanieren und natürlich die richtige Erziehung von Kindern. Die Wellen überschlagen sich und bald fällt bei jedem Einzelnen die Maske. Je länger das Treffen andauert, desto schärfer wird der Krieg zwischen den vier Darstellern. Der Zuschauer ist mittendrin wenn es heißt: Es gibt nur noch einen Gott: Den Gott des Gemetzels.
Christine Neumann, langähriges Mitglied des Bad Camberger Festspielvereins, steht regelmäßig selbst auf der Bühne. Ihr Regietalent bewies sie bereits bei der eindrucksvollen Inszenierung von „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ mit dem „Schauspielstudio“. Mit Nadine Kairies, Jörn Kühnel, Christina Schaaf und Stephan Krause hat sie vier erfahrene Darsteller des Festspielvereins gefunden, die die Herausforderung, jeweils fast ununterbrochen während des gesamten Stücks auf der Bühne präsent zu sein, mit Bravour und schauspielerischem Talent meistern werden.
2006 wurde „Der Gott des Gemetzels“ am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. 2011 folgte die Verfilmung mit Staraufgebot aus Hollywood. Die Autorin Yasmina Reza zählt zu den erfolgreichsten Stückeschreiberinnen unserer Zeit. Mit ihren Komödien begeistert sie weltweit. Ihr gut verpackter, pointierter Witz, ihre charmante Art uns einen Spiegel vorzuhalten wird in ihren Stücken meisterhaft erzählt. „Der Gott des Gemetzels“ ist eine brilliante verbale Bühnenschlacht zwischen Sein und Schein in einer vermeintlich wertebetonten, modernen Welt.
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